Heute geht es um den schnöden Mammon, das Geld. Wie kommen eigentlich die Preise für Brettspiele zustande und wie handhaben wir es bei Gaiagames mit dieser Thematik? Außerdem erläutern wir, wie es dazu gekommen ist, das uns 5mm 2000€ gekostet haben.
Allein die Tatsache, dass wir uns bei Gaiagames erst so richtig mit der Thematik Preisgestaltung beschäftigt haben, um diesen Blogartikel zu schreiben, zeigt schon mal, dass wir weniger die Business-Menschen sind, als die idealistischen Spielenerds 😉
Doch in den letzten Monaten ist das Thema Geld bei uns immer wieder auf den Tisch gekommen. Nicht zuletzt wegen der deutlich spürbaren Inflation und den steigenden Rohstoffpreisen. Da wurde es Zeit, unsere Wirtschaftlichkeit mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
2015 Hat Micha den Entschluss gefasst einen eigenen, nachhaltigen Brettspieleverlag zu gründen ohne wirklich eine Ahnung von Betriebswirtschaft zu haben. Irgendwie hat das auch geklappt und 2020 sind dann noch Nils und Kevin mit ins Boot gestiegen. Damit hat sich die Fachkompetenz für Brettspiele und Kreativität zwar immens gesteigert, doch haben wir immer noch keinen richtigen Betriebswirt o.ä. im Team.
Wirtschaft = Spiel
Doch was ist wirtschaften anderes, als ein Gesellschaftsspiel zu zocken?… Nagut, ein Spiel mit unendlich vielen Mitspieler_innen und verdammt komplexen und schlecht geschriebenen Regeln! Und mit Spielen kennen wir uns ja aus!
Betrachtet man das Betreiben einer Firma unter diesen Gesichtspunkten muss natürlich erst mal ein Spielziel definiert werden. Das haben wir bei Gaiagames bereits in unserem Selbstverständnis formuliert. Die Spielregeln sind im Groben relativ klar: Produkte im Sinne von Angebot-Nachfrage verkaufen, Buchführung nicht vergessen und natürlich pünktlich die Steuern zahlen.
Was für Rohstoffe haben wir zum Spielen? In erster Linie Zeit und Geld.
Nun haben wir schon ein paar Jahre gespielt und stellen fest, das der Faktor Zeit ein ziemlich knappes Gut ist… und Geld leider nicht auf Bäumen wächst.
Um möglichst lange im Spiel zu bleiben müssen wir natürlich das Thema Nachhaltigkeit nicht außer acht lassen. Sowohl Nachhaltigkeit im Sinne der Umwelt, aber auch im Sozialen und im Wirtschaftlichen Sinn. Sobald eine dieser drei Säulen umfällt, heißt es: GAME-OVER! Damit dies nicht passiert muss unsere Umwelt intakt bleiben (also quasi der Spielplan), unsere Mitspieler_innen und „NPC`s“ wohlbehalten teilnehmen können, aber auch wir als aktive Spieler_innen gut über die Runden kommen. Sprich unser persönliches Wirtschaften muss stimmen.
Preisgestaltung – Was bisher geschah
Bisher haben wir bei Gaiagames die Preise eher intuitiv festgelegt. Wir wollen, dass unsere Spiele für jeden erschwinglich sind und die Message darin unter die Leute kommt. Doch stellten wir fest, das am Ende zu wenig bei uns ankommt. Wie oben beschrieben haben wir zwar die Umwelt nicht zahlen lassen und auch nicht unsere Mitmenschen. Doch tendieren wir dazu uns selber auszubeuten, was zwar kurze Zeit funktioniert, aber auf Dauer zum Scheitern führt.
Daher sahen wir uns (auch unter den jetzigen weltwirtschaftlichen Gesichtspunkten) gezwungen, unsere Preise für einige unserer Spiele anzupassen. Ebenso versuchen wir bei den neu produzierten Spielen möglichst keine Hand mehr bei der Konfektionierung anzulegen. Diese kostet einfach zu viel Zeit und bedeutet einen enormen Aufwand bei höheren Auflagen.
Preisgestaltung – Wie sie üblicherweise geschieht.
Wir möchten euch hier ein bisschen Hintergrundwissen darüber vermitteln, wie die Preise in der Spielebranche ungefähr zustande kommen. Tippt man `Preiskalkulation` in eine Suchmaschine ein, stößt man schnell auf Begriffe wie: Einzelkosten, Gemeinkostenzuschlag, Selbstkosten, usw. Und natürlich gibt es auch tolle Mathematische Formeln um einen Preis für sein Produkt zu berechnen.
Diese Lautet ungefähr so:
Selbstkosten (Materialkosten + Fertigungskosten + Gemeinkostenzuschlag) + Gewinnzuschlag + Rabattzuschlag = Listenpreis
Übersetzt bedeutet dies lediglich das ein Produkt so viel Kosten sollte wie die Herstellung dieses, plus einen Prozentualen Anteil der in der Firma quasi immer anfällt: Verwaltungskosten, Strom, Miete, etc. dann wird noch der gewünschte Gewinn obendrauf gerechnet und damit man auch noch großzügige Rabatte einräumen kann, diese gleich von Anfang an mit oben drauf geschlagen. (oder habt ihr euch nie gefragt wie bei Black-Friday und co. solch unglaublich hohen Preisnachlasse überhaupt rentabel sind?)
Und das war nur die Kalkulation vom Produzenten. Der Listenpreis ist jener den ein Zwischen- oder Einzelhändler bezahlen muss. Die Rechnen dann auch nochmal ihre Gemeinkosten auf die Beschaffungskosten oben drauf und wiederum ihren Gewinnanteil + Rabatte.
Der eigene Gewinnanteil kann natürlich nur so hoch gesetzt werden, wie die Kunden bereit sind den Endpreis auch zu zahlen.
Und jetzt zurück zur Überschrift
Zum Schluss, gehen wir natürlich noch auf die Behauptung ein, warum uns 5mm 2000€ gekostet haben sollen. Wirklich viel hat es mit dem Rest des Beitrags eigentlich nicht zu tun, aber irgendwie passt es gut zum Thema Geld:
Bei der Produktion der ersten Auflage von dem Kartenspiel `Fish`n`Flips`hat uns die Produktionsfirma die Stanzvorlage für die Stülpschachtel zugeschickt. Diese sollte Laut unserer Angebotsnachfrage nicht höher als 5cm sein. Somit würde sie perfekt zu unserem Legespiel Ecogon passen und bequem als Maxibrief verschickt werden können.
Doch haben wir schlicht weg versäumt die Größen der Stanzvorlage, zu überprüfen und es ist letztendlich eine Schachtelhöhe von 5,5cm geworden. Damit muss jedes einzelne Fish`n`Flips als Paket verschickt werden, was deutlich teurer ist als ein Maxibrief! Umgerechnet auf die Spiele die wir bisher verschickt haben sind dies locker 2000€ die wir unnötigerweise mehr ausgegeben haben.
Diese Lapalie verbuchen wir unter dem Motto „Lehrgeld“.
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